Sich Aufmachen

Öffnung - wesentliche Erfahrung des Betens

Wer beten will, ist bereit sich für eine Dimension zu öffnen, die über das eigene hinausreicht.

Für diese Öffnung nimmt ein kurzer Liedruf etwas wichtiges in den Blick:
Mache dich auf und werde licht, denn dein Licht kommt.

Das Wort ,,licht’’ kommt darin sowohl als Adjektiv wie auch als Substantiv vor. D.h. diese Aufforderung erinnert daran, das Licht kommt, man muss es nicht selber bringen, der eigene Beitrag hat etwas mit ,,licht’’ werden zu tun, also einer Durchlässigkeit für das Licht, was kommt.

Durchlässige Grenzen

Durchlässig, licht werden, offen, diese Ausrichtung orientiert sich nicht an Grenzen. Und so zeigt der Vollzug des Betens auch etwas zum Glauben und zur Glaubensgemeinschaft. Es geht nicht zuerst um Abgrenzung, also der gehört dazu, der gehört nicht dazu, sondern um die Ausrichtung auf das Licht, oder wenn man es ein wenig anders anschaut, auf ein Zentrum. Dieses Zentrum zeigt sich im Namen ,Jesu’.

Grenzen machen eine Institution sichtbar

Gleichzeitig gibt es natürlich auch diese Grenzen, gibt es Seiten einer Institution, wenn wir auf die Glaubensgemeinschaft schauen. Diese Seiten können uns helfen, von Erfahrungen vergangener Generationen zu lernen, wobei diese Glaubenserkenntnisse ja nicht abgeschlossen sind, sondern immer noch fortschreibbar…

Kirche, die Glaubensgemeinschaft, wird leider von vielen eher über Grenzen wahrgenommen, als über die Ausrichtung am Zentrum. Die Grenzziehung eines ,,Wir gehören dazu’’ - ,,Die gehören nicht zu uns’’ mag für eine starke Identität einer Gruppe sorgen und manche Kräfte wecken, auch dazugehören zu wollen, ,,in’’ zu sein.

Gleichzeitig verliert sich diese Ausrichtung oft in Äußerlichkeiten und grenzt dann Menschen aus. Eine solche Ausgrenzung passt oft nicht zur Öffnung, die mit einer Gebetspraxis verbunden ist, die sich auf Jesus beruft. Die Ausrichtung an Jesus, also am Glauben ,,Gott rettet’’ was der Name Jesus bedeutet, ist viel anschlussfähiger. Insbesondere für solche, die sich mit den Grenzen, die sie im Umfeld von Kirche wahrnehmen, schwer tun. Mehr dazu findet sich im Netz bei der Suche zu den Stichworten: ,,bounded vs. centered set’’.

Grenzen untertunneln

Im Grunde öffnen sich Betende für eine Beziehung und werden dann, auf je persönliche Weise, in einen Dialog mit Gott, ihrem Licht, hineinwachsen, hineinfinden. Dazu hilft, achtsam zu werden, Achtsamkeit zu üben - eine andere Seite des ,,licht werdens’’.

So können Betende etwas ahnen von Gottes kommen, sich so in ihrem Glauben, ihrem Vertrauen stärken lassen. Dies zeigt, Glauben ist immer auch ein nicht verfügbares Geschenk, welches gewisser Maßen als Frucht dieser Beziehung wächst.

Wenn Menschen aus unterschiedlichen Traditionen in gemeinsame Formen des Betens hineinfinden, dann entsteht im Miteinander etwas, bei dem Grenzen der Traditionen kaum Bedeutung haben.

Hier gibt es einige Initiativen, u.a. zum Stundengebet, bzw. der Tagzeiten:

https://oekumenisches-stundengebet.de/